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Konzertbericht Tangerine Dream, 12.05.2018 in Duisburg


   

Tangerie Dream - Quantum of Electronic Evulution
Veranstaltungsort: Theater am Marientor, Plessingstrasse 20, 47051 Duisburg
Datum der Veranstaltung: Samstag, 12.05.2018

Gegen Abend des Samstags, 12.05.2018, machten wir uns auf den Weg zu dem nördlich von meinem Wohnort gelegenen Duisburg. Anlass zu dieser knapp 20-minütigen Autofahrt war der Auftritt von Tangerine Dream im Theater am Marientor. Eines war sicher: Es wird nicht nur von der Musik, sondern auch von der Lokalität her ein sehr schöner Abend, denn die angenehmen Räumlichkeiten des Theaters kannte ich schon von früheren Events her, die ich im Laufe der Jahre besucht hatte. Parkplatz nur wenige Schritte vom Eingang entfernt, besser konnten wir es gar nicht treffen…

SDC11522.jpgEinlass in das Foyer des Theaters war um 19:00 Uhr. Zeit genug, um noch einen Weg zu einem nahegelegenen Kiosk zu erledigen und ein paar Außenaufnahmen vom Theatergebäude zu machen. Pünktlich um 19:00 Uhr öffneten sich die Pforten, um den bis jetzt nur wenigen Wartenden Einlass zu gewähren. Im Foyer war der Merchandise-Stand der Band aufgebaut, der sofort von den ersten Besuchern dermaßen umlagert wurde, dass mein Begleiter Florie, der das neue, am 29.09.2017 erschienene Album „Quantum Gate“ erwerben wollte, Mühe hatte, sich nach vorne durchzukämpfen. Aber egal, denn der Einlass in den Saal war ja erst in einer Stunde. Einfacher war es an der Getränkebar, die für die meisten Besucher aufgrund der horrenden Preise uninteressant war. Wer möchte schon eine Unsumme für eine winzige Flasche Limonade oder Mineralwasser ausgeben… Aber ich denke, es war auch nicht im Interesse des Veranstalters, durch den Verkauf von Getränken großartig Umsatz zu machen. Stehtische gab es genug, aber nur vereinzelt Sitzgelegenheiten, vielleicht ein weiterer Anlass zur Kritik an den ansonsten so angenehmen und besuchergerechten Räumlichkeiten.

Über die im Jahre 1967 um Edgar Froese herum gegründete Band brauche ich wohl nicht viele Worte zu machen, denn der größte Teil der Leserschaft unseres Underground-Magazins dürfte sie zumindest vom Namen und von ihrer elektronischen Musik her kennen. Von den Gründungsmitgliedern sowie von der zweiten Formation der Gruppe aus dem Jahre 1970 u.a. mit Klaus Schulze und Conrad Schnitzler spielt heute keiner mehr bei ihnen, sodass eigentlich nur noch der Name Tangerine Dream geblieben ist. Auch die Musik von ihren Subgenre-Ansätzen her hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder leicht verändert.

Pünktlich um 20:00 Uhr wurde der Saal geöffnet, und die inzwischen zahlreichen Besucher begaben sich auf die Suche nach ihrem Sitzplatz. Der Saal war von meiner persönlichen Einschätzung her zu ca. 75% ausgebucht, wobei junge Leute eher die Ausnahme bildeten.

Bianca Froese-Acquaye, die zweite Frau des leider viel zu früh verstorbenen Bandgründers Edgar Froese, betrat um 20:30 Uhr als Erste die Bühne, um ihre Eingangsworte an das erwartungshaltende Publikum zu richten: „Guten Abend Duisburg…“, eine Standard-Begrüßungsformel, in der der Name der Stadt erwähnt wird, wie man es allzu häufig bei Festivals und Konzerten zu hören bekommt… Ich denke mal, die meisten Besucher waren nicht aus dieser von einer gänzlich anderen Mentalität bzw. von einem komplett anderen Musikempfinden her geprägten Ruhrmetropole, sondern kamen teilweise von weit her angereist. Nach ihren Gedenkworten an Edgar Froese, der einst verkündete: „Es gibt keinen Tod, nur einen Wechsel der kosmischen Adresse“, bat sie dann die drei Musiker aus der aktuellen Besetzung der Gruppe nach und nach auf die Bühne und stellte sie dem Publikum vor. Zuerst den in Kiel gebürtigen und seit 2014 bei der Gruppe mitwirkenden Musiker Ulrich Schnauss an den Synthesizern, danach Hoshiko Yamane, seit 2011 an der Violine und am Cello mit dabei - und last but not least Thorsten Quaeschning, der bereits seit 2005 an den Synthesizern eine tragende Rolle bei den neuen „Tangerine Dreamern“ spielt. Angekündigt wurde auch eine 20-minütige Pause und die Möglichkeit, sich nach Konzertende seine erworbenen Tonträger von den Künstlern signieren zu lassen. Und natürlich, da das Konzert in Duisburg stattfand, die Erwähnung des dort gedrehten und am 27. Juni 1982 erstmals gesendeten Tatort-Films „Das Mädchen auf der Treppe“, zu dem Tangerine Dream den Soundtrack lieferten.

Zu dem ersten Teil des Konzertes, der gefühlsmäßig bedeutend länger war als der zweite, kann ich nur sagen: Er war bombastisch. Genauso wie man es von einer so weltbekannten und ruhmreichen Truppe wie Tangerine Dream erwartet. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt, angefangen bei dem engagierten und leidenschaftlichen Auftreten der Künstler über die brillante Saalakustik bis hin zu der beeindruckenden Lightshow. Die, die Tangerine Dream noch von den in ihrer Gründungsphase entstandenen Alben „Electronic Meditation“, „Alpha Centauri“ und „Zeit“ her kannten, und das waren bestimmt der Großteil der Konzertbesucher im meist schon reiferen Alter, werden wahrscheinlich den Flair und den Pioniergeist der damaligen Berliner Schule vermisst haben, aber dass sich im Laufe der vielen Jahrzehnte einiges verändern würde, dessen waren sich ja hoffentlich alle bewusst. Als letztes Stück vor der angekündigten Pause kam dann als Highlight der bereits in den Eingangsworten von Bianca erwähnte Track aus dem Tatort-Film.     

In der Pause dann wieder die Belagerung des Merchandise-Standes. Und ich, der sich ja mehr durch seine Aktivitäten in der heutigen Psychedelic-, Space- und Krautrock-Szene einen Namen gemacht hat, konnte selbst hier in einem ganz anderen Publikums-Umfeld einige bekannte Gesichter ausfindig machen. Da wäre zum Beispiel mein Kollege Reinhard aus dem Sendeteam der Underground-ÄxpÄrten zu erwähnen. Und zu meiner besonderen Überraschung Harald Großkopf, unter anderen bekannt von Ash Ra Tempel, den ich bisher noch nie persönlich kennenlernen und sprechen konnte, der aber auch meinen Namen vorher schon mal gehört hatte, wie er mir anschließend schrieb. Danke an meinen Namensvetter für diese angenehme, wenn auch nur kurze Unterhaltung, denn schon ertönte der Gong zu der zweiten Runde, und wir begaben uns wieder auf unsere Sitzplätze.

Nachdem der erste Teil des Konzertes mehr von Tangerine Dream’s neueren Werken geprägt war, kamen nun auch die alt eingesessenen Verfechter der damaligen Pionierzeit auf ihre Kosten, denn Tangerine Dream präsentierten uns auch ältere Stücke aus ihren früheren Formationen ganz im Stil der Glanzzeit der damaligen Berline Schule. Was für ein hochklassiges psychedeliches Erlebnis, das uns wie in einer Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit katapultierte, wenn auch mit einigen Abstrichen, wie bei allen anderen Bands, die in ihrer Urbesetzung nicht mehr auftreten können.

Fazit: Für jeden war etwas dabei. Und einigen wenigen, die den Saal schon früher verlassen hatten, um sich vorzeitig auf den Heimweg zu begeben und diesen Bericht vielleicht nun eventuell lesen werden, denen kann ich nur sagen: Ihr seid selbst schuld, dass Ihr nicht alles bis zum Ende wahrgenommen habt.

Der Applaus war sehr gebührend, auch wenn es weder für ein Standing Ovation noch für eine Zugabe gereicht hat. Aber Letzteres war wohl eh nicht eingeplant, denn alles lief genau und ohne Verzögerung nach Zeitplan ab. Und wenn man bedenkt, dass sie - die Pause nicht hinzugerechnet - immerhin zweieinhalb Stunden hochkonzentriert auf der Bühne standen, war das doch schon eine wahre Meisterleistung, die den Eintrittspreis mehr als gerechtfertigte.

Im Anschluss an das Konzert dann im Foyer die angekündigte „Autogrammstunde“ oder besser gesagt, die Signierung der erworbenen Tonträger durch die Künstler. Und mit den Künstlern meine ich nicht nur die drei Musiker, sondern auch Edgar Froese‘s zweite Ehefrau Bianca Froese-Acquaye, denn auch sie ist eine begnadete Künstlerin, unter anderen bekannt durch ihre vielen Artworks, die sie für die unzähligen Alben von Tangerine Dream gestaltet hat und bestimmt auch in Zukunft weiterhin gestalten wird. Danke an Bianca auch für die nette abschließende Unterhaltung. Und da Du, liebe Bianca, ja sagtest, dass Du von unserem Underground-Magazin Hippiesland schon gehört hast, wünsche ich mir, dass Du die Zeit finden mögest, unseren Bericht zu lesen und vielleicht etwas Gefallen daran findest.  

Und wer Tangerine Dream in diesem Jahr noch einmal live erleben möchte, der findet an verschiedenen Orten Gelegenheit dazu. Infos findet Ihr wie immer auf ihrer Webseite www.tangerinedream.org
Harald Gramberg am 14.05.2018


Zum Abschluss hier noch ein Video mit einem Track von ihrem letzten Album „Quantum Gate“:

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