Das Interview mit TRAIL führte Harald Gramberg am 23.02.18
Harald G.: Heute haben wir TRAIL in unserer Interview-Ecke zu Gast. TRAIL haben kürzlich ihr Album „Spaces“ veröffentlicht, über das in den nächsten Tagen auch bei uns im Hippiesland eine Rezension erscheinen wird. Zunächst möchte ich Euch bitten, unseren Lesern eine kurze Vorstellungsrunde zu geben, wie Ihr heißt, woher Ihr kommt und was Ihr sonst noch so außer Musik macht…
TRAIL: Hallo Harald, vielen Dank für die Einladung. Wir freuen uns sehr uns hier vorstellen zu können. Aber, wer sind wir? TRAIL besteht aus Henning (Gitarre), Hergen (Gitarre), Jan (Bass) und Nils (Schlagzeug). Henning und Nils sind aus Hanau, Jan aus Bruchköbel und Hergen ursprünglich mal aus Bremerhaven.
TRAIL ist ein reines Amateur-Projekt, in des Wortes ursprünglicher und bester Bedeutung. Wir gehen alle Berufen nach, die nichts mit Musik zu tun haben. Das, was an Freizeit übrig bleibt verteilt sich auf Familie, Freunde und Musik, wobei die Musik eindeutig einen Schwerpunkt darstellt und neben der intensiven Freundschaft auch die Begeisterung für die Musik das ist, was TRAIL zusammenhält.
Harald G.: Wann habt Ihr Euch gegründet und wo bzw. wie habt Ihr Euch kennengelernt?
TRAIL: TRAIL gibt es jetzt seit 3 Jahren, wobei, um eine Frage eventuell vorweg zu nehmen, Henning, Jan und Nils schon seit über 15 Jahren zusammen spielen. Ohne diesen Vorgriff wird die Geschichte sonst nicht rund. Henning und Nils kennen sich wahrscheinlich am längsten, was darin liegt, dass beide Brüder sind und somit schon in jungen Jahren (im Keller) jede freie Minute genutzt wurde um Krach zu machen. Henning und Jan kannten sich aus der Schule. Somit war die Urformation aus Gitarre, Bass und Schlagzeug komplett. Wie Hergen dazu kam ist schlichter Zufall. Henning und Hergen sind sich an der Uni über den Weg gelaufen. Damals hieß die Formation Bootleg Version, und da Hergen leidenschaftlich Amps lötet, traf es sich das prima, weil bei Röhrenamps dauernd was zu löten ist. Es ergaben sich hin und wieder Jams, aber TRAIL hat sich erst viel später formiert. Es gab noch verschiedene Umbesetzungen bei Bootleg Version / Madstone, d.h. Sängerwechsel, bis Henning, Jan und Nils die Faxen mit den Sängern dicke hatten und den Sänger lieber durch eine zweite Gitarre ersetzen wollten. Die zweite Gitarre wurde dann von Hergen gespielt und TRAIL hatte sich formiert.
Harald G.: Wie würdet Ihr vom Genre her Eure Musik einigermaßen zutreffend beschreiben?
TRAIL: Mmmmh…das ist wirklich nicht so einfach. Die Arrangements wachsen im Grunde um ein Riff herum, das seine Wurzeln im Stoner-Rock hat. Was sich dann daraus ergibt hat Einflüsse aus dem Grunge, Postrock, Psychedelic etc. Also im Grunde eine Reise durch die Genres mit Schwerpunkt auf Stoner. Wir gehen an die Songs auch nicht mit festen Vorstellungen ran, also dass wir jetzt einen Stoner-Song schreiben. Die Idee liegt dann vielleicht am Anfang so vor. Aber während der Jams und Arbeit an einem Song kann das eine völlig andere Richtung nehmen. Am Ende muss es einfach Spaß machen den Song zu spielen, denn wenn es uns nicht berührt, kann es auch keinen anderen berühren.
Harald G.: Was unsere Leser immer besonders interessiert: Wer von Euch spielt welche Instrumente, wer von Euch singt, und mit welchem Equipment arbeitet Ihr im Proberaum, im Aufnahmestudio und auf der Bühne?
TRAIL: Henning spielt Gitarre, eine bleischwere, handverlesene Gibson Les Paul und übernimmt auch den Gesang. Die Les Paul wird auf Sound und Lautstärke gebracht durch eine Effektboard und ein VOX AC30. Die Bodentreter für Hennings Grundsound sind im Wesentlichen ein Memory Boy, Tube Screamer, Cry Baby und noch drei Plexi Drives, die allerdings einige Mods hinter sich haben.
Hergen spielt eine Ibanez AR720, eine limitierte Reissue, mit einigen Modifikationen. Da Hergen eh alles umbaut, was er in die Finger bekommt, würde er sich auch nie eine Gitarre zulegen, an der er nichts mehr umbauen kann. Auf dem Album sind die Nummern 1 und 8 mit einem 50 W Eigenbau Amp eingespielt, angelehnt an Marshall 2204, Effekte kamen über ein Alesis MIDI-Verb. Alle anderen Nummern mit einem Eigenbau, der an ein Marshall 18 W Design angelehnt war und satte 10 W brachte, und ohne Effektschleife auskam. Das aktuelle Setup ist ein programmierbarer 50 W Eigenbau, der auch auf einem Marshall 2204 beruht, allerdings vom Sound her in Richtung der klassischen Orange Amps geht. Der Amp hat noch ein eingeschleiftes G-System für die Effekte und wird durch eine 2x12 Eigenbau Box mit WGS Reaper 55 vervollständigt.
Die Gitarren haben dicken Draht drauf, so 11-56er, da wir in dropped cis spielen.
Jan hat auf den Aufnahmen einen Sanberg Bullet Sepcial gespielt und ist mittlerweile wieder auf einen klassichen Jazzbass gewechselt. Verstärkt wird der Bass über einen ebenfalls bleischweren Ampeg SVT Classic, der auf 200 W gedrosselt ist. An Bodentretern sind noch ein Plexi Drive drin, der für Bass modifiziert wurde, ein Green Ringer Clone sowie ein MXR El Grande Bass Fuzz und irgendein Gitarren-Phaser.
Nils spielt Sabian Becken und Pearl MMX Drums kombiniert mit einer DW 14“x5“ Collectors Snaredrum. Die Becken beschränken sich auf ein 21“ HHX Groove Ride, 19“ HH Dark Crash, 14“ HHX Power Hats und ein 15“ AAX Dark Crash.
Wir spielen auch dieses Equipment überall. Das Zeug passt prima in einen Sprinter und ist noch recht einfach zu transportieren, und der Sound ist halbwegs beherrschbar. Wir klingen auf der Bühne ziemlich genau so, wie auf dem Album. Das war ja auch der Grund, warum wir das Album Live im Studio eingespielt haben. Wir haben das große Glück bei Tag & Nacht Studios zu Proben und unseren Proberaum als Studio nutzen zu können.
Als wir mit den Aufnahmen zu dem Album angefangen haben, also in der klassischen Aufnahmeprozedur, Spur für Spur, haben wir schnell gemerkt, dass das Ganze nicht mehr nach uns klang und am Ende deutlich was an Feeling verloren geht. Wir haben dann die Songs Live am Stück eingespielt und das Album klingt jetzt so wie wir klingen.
Harald G.: Hat der Eine oder Andere von Euch vorher schonmal in einer anderen Band gespielt?
TRAIL: Ja, Henning, Jan und Nils haben eine Bandhistorie aufzuweisen, mit Bootleg Version und Madstone. Hergen hat mal vor Urzeiten in Bremerhaven in einer Band gespielt.
Harald G.: Natürlich kann man Euch auch bei Live-Auftritten sehen und hören. Welches waren Eure bisher interessantesten Gigs?
TRAIL: Der interessanteste bis jetzt war wohl die Secret Show in der Awesome WG in Darmstadt mit unseren Freunden von WORTBLIND. Eine „Veranstaltung“ im Partykeller einer WG, mit einer „Bühne“, auf der gerade ein abgespecktes Equipment Platz hat und man als Band auf Tuchfühlung miteinander steht. Kleine Beulen am Kopf durch die niedrige Decke eingeschlossen. Aber ein unglaublich gutes Feeling, da man gefühlt im Publikum steht. Außerdem ist die Awesome WG einfach unheimlich gut drauf und kann sau gut kochen. Wir hatten hervorragendes Essen, Bier und unglaublich viel Spaß.
Harald G.: „Spaces“ ist, soweit ich weiß, Euer erstes Album, das auf CD erschienen ist. Gab es vorher schon digitale Veröffentlichungen von Euch?
TRAIL: Ja, es gibt auf Bandcamp ein Liverecording von dem Weihnachtskonzert, welches wir jährlich geben. Ansonsten gibt es natürlich von Bootleg Version eine CD online und von Madstone ein oder zwei Songs unter madstone.de.
Harald G.: Wo kann man Euer Album kaufen und wo kann man im Internet - zum Beispiel auf Eurer eigenen Homepage - etwas über Euch nachlesen?
TRAIL: Das Album gibt es über Bandcamp und den Fuenffinger Shop - und wer es auf die analoge Art über den Ladentisch kaufen möchte, kann es in Darmstadt bei Freddruck erhalten. Aktuelle Informationen über uns, über anstehende Auftritte oder anderweitige News gibt es entweder auf unserer Homepage www.trailmusic.de oder über facebook.com/trailart.
Harald G.: Meine Frage zu weiteren Online-Präsenzen kann ich mir fast schon sparen, denn natürlich findet man auf Eurer Homepage auch die Links zu Eurer Bandcamp-Seite und zu Euren YouTube-Videos. Kann man anderweitig im Internet noch etwas über Euch erfahren?
TRAIL: Es gibt noch keine weiteren Quellen im Internet, außer dann jetzt noch bei Hippiesland.
Harald G.: Im Radio Sunrise wart Ihr ja schon in Sendungen der Underground-ÄxpÄrten zu hören. Gibt es darüber hinaus auch noch andere Internet-Radiosender, die Eure Musik spielen und liegt es generell in Eurem Interesse, auch über diese Schiene weiter an Bekanntheit zu gewinnen?
TRAIL: Ja, zu beidem. Astro-Radio und Stoner WITCH RADIO spielen ebenfalls unser Album. Bekanntheit gewinnen ist dabei nicht im Vordergrund. Wir wollen natürlich dass unsere Musik von möglichst vielen gehört wird. Bekanntheit ist dabei ein Nebeneffekt. Wir wollen möglichst Live spielen und Bekanntheit hilft da natürlich enorm weiter, um Gigs auf z.B. Festivals zu bekommen.
Harald G.: Wie sehen Eure weiteren Zukunftspläne aus? Habt Ihr bereits neue Auftritte oder neue Studioaufnahmen geplant? Könntet Ihr Euch vorstellen, auch mal etwas auf Vinyl zu veröffentlichen?
TRAIL: Wir hatten von Anfang vor, das Album auf Vinyl zu veröffentlichen. Daher ja auch die Länge des Albums und die Reihenfolge der Songs. Unsere Gigs können sich 1h20 bis 1h30 ausdehnen, was aber auf keine LP geht. Wir haben die Songs aufgenommen, die auf eine LP passen und dann so gepuzzelt, dass beide Seiten etwa gleiche Längen haben.
Dass es jetzt auf CD und Online erschienen ist, liegt einfach daran, dass eine CD zu pressen recht schnell geht. Eine LP braucht Monate für die reine Pressung. Es wird die „Spaces“ aber auf jeden Fall auf Vinyl geben. Der Master für die LP ist bereits fertig.
Neue Songs entstehen im Moment auch. Es ist nicht so, dass wir die Songs für ein Album schreiben. Wir jamen viel und dabei entstehen Songs. Das, was dann gut zusammen passt, wird sicherlich den Weg auf eine LP finden.
Zurzeit ist noch ein Video in der Postproduction. An dieser Stelle vielen Dank an Christian Stadach von Tag & Nacht Media für die Aufnahmen und die Production.
An Gigs steht bis jetzt das Tag & Nacht Sommerfest, im Herbst wahrscheinlich ein Gig im Jazzkeller Hofheim sowie unser Weihnachts- bzw. Neujahrskonzert Ende des Jahres oder halt im Januar nächsten Jahres. Alles Weitere schwebt noch. Die Gigs werden auf jeden Fall auf unsere Homepage, trailmusic.de, angekündigt.
Harald G.: Im Namen der Redaktion und im Namen der Leser bedanke ich mich recht herzlich für dieses Interview und wünsche Euch für die Zukunft sehr viel Erfolg. Wie an dieser Stelle üblich, mögen die letzten Worte Euch gehören. Gibt es noch etwas, was Ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtet?
TRAIL: Wir danken Dir ganz herzlich für die Einladung. Eine Message haben wir nicht. Wir halten es mit der Devise: „If you got a message, send a telegram“. Der Spruch wird Samuel Goldwyn zugeschrieben und da ist viel Wahres dran. Wir wollen einfach nur Musik machen, und wenn euch unsere Musik gefällt, kommt zu unseren Gigs und trinkt mit uns ein Bier oder auch zwei, wir freuen uns darauf.