Das Interview mit Autumn of Pækward führte Harald G. aus dem Hippiesland am 07.07.16
Harald G.: Heute haben wir einen sehr talentierten Künstler zu Gast. Von ihm wird Anfang September 2016 ein neues Album mit dem Titel „Cern“ bei Tonzonen Records veröffentlicht, und er möchte uns heute etwas über sich, über sein Projekt und über sein neues Album berichten. Fangen wir doch am besten gleich damit an, indem Du Dich unseren Lesern vorstellst...
Jochen: Moin Harald, vielen lieben Dank für Euer Interesse an der Musik und am Weltraum…der wird heuer sicher nicht das letzte Mal erwähnt bleiben!
Bin der Jochen Koch aus der wunderbaren, dennoch mehr und mehr überhypten Stadt Leipzig (bei Taucha).
Harald G.: Hallo Jochen, ich begrüße Dich ganz herzlich in unserer „Interview-Ecke“. Dein Projektname lautet ja „Autumn of Pækward“ - wie kam es zu diesem Namen, und wie lange bist Du schon musikalisch kreativ?
Jochen: Mit dem Projekt „Autumn of Pækward“ startete ich im Laufe des Jahres 2014, als die Existenz meiner damaligen Schmusedoom Kapelle „NellyOlsen“ zu bröckeln begann. Durch jahrzehntelanges Studium verschiedenster Genres und musikalischer Stile fand ich schon sehr früh Interesse daran, mit Klängen zu experimentieren, sie zu verfremden; aus der Corsage des Wohlgefallens zu entreißen und durch das beliebige, sowie unbeliebige drücken an Knöpfchen und Reglern erlesenster Art wieder in eine neue, noch viel spannendere akustische Form zu zwängen…Harmonien ändern ihren Charakter erst in der Ausgewogenheit mit spannenden dissonanten Texturen; am Ende ein gar wunderbares Spiel der Emotionen. Inspiriert durch das Blätterrascheln einer Linde vor unserem Studio (zum Glück, denn ich besitze eine Birkenhaarallergie…wie sich das wohl ausgewirkt hätte…man mag gar nicht drüber nachdenken).
Der Name des Projektes entstammt der alten Erzählung Luc Beregeaux´s „Reise nach Pækward“, in welcher ein Haufen finsterer Gestalten versuchen ihr allerheiligstes Rezept für Mürbeteig zu schützen…ich glaube man lernt erst richtig zu Leben wenn man solch einen Mürbeteig probieren durfte! Beim Topping waren sie wohl nicht so verbissen, ganz gleich ob Buttercreme oder geliertes Obst. Ich nehme niemanden etwas vorweg, jeder kennt die Geschichte, selbstverständlich gelang es dem dunklen Lord Fludar das Rezept stibitzen; und von jenem Tage an muss sein Volk ständig trockenen Mürbteig schmausen.
Echt eigenartige Geschichte das! Ich weiß noch ganz genau als mir mein Großvater das erste Stück…aber lassen wir das!
Im Übrigen verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt im schmackhaften Zubereiten alleralleredelster Speisen. Den Rest der raren Zeit sitze ich gern auf meiner Couch und schmökere in Büchern mit den verrücktesten Schrifttypen, am liebsten aber Arial.
Harald G.: Mit welchem Equipment arbeitest Du an Deinen Klangprojekten?
Jochen: Au Backe…prinzipiell versuche ich möglichst viel analog und organisch zu erzeugen, was bedeutet, dass ne Menge Synthesizer im Spiel sind - als da wären ein Moog little Phatty (der Vati), ein sehr geschmeidiges Piano aus dem Hause Clavia sowie der/die/das Electro als Desktopvariante. Weiterhin der Darkstar XP2, Creamware NoaH, Korg MS2000R und ganz gern mal noch der Korg R3. Viele kleine Kisten in denen Oszillationen gegen Filter ankämpfen (Stichwort Sleepdrone) durch Effektketten geschliffen - Delays, Hallräume, Modulationen und Zerrpedale.
Gitarre benutze ich nur noch eine - die ESP Viper Ltd Bariton, deren Klang entweder aus einem Orange Rockerveb oder einer Marshalle JCM900 pustet.
Hin und wieder bin ich auch der synthetischen Klangerzeugung nicht abgeneigt, aber pssst!
Ach guck, der neue Korg Minilogue hat auch bei mir ne Heimat gefunden - noch nicht auf der Platte vertreten, kommt aber ganz arg zauberhaft!
Harald G.: Eine nicht obligatorische Frage, da sie sich eingentlich erledigt, wenn man sich Deine Werke erst einmal zu Gehör genommen hat: Wie würdest Du vom Genre her ganz grob umschrieben Deine Klangkünste bezeichnen?
Jochen: Hmmm, ich denke auf der ersten LP „Iktsuarpok“ wird noch eine ganze Menge mehr an Droneballaden denn der aktuellen geboten - diese würde ich grob mit den Worten Krautrock, Psych, Noise, Drone, Ambient, modern classical, ggf. musique concrete, einem Tupfer Avantgarde umreissen. In jedem Falle bin ich ein Freund melancholischer Töne, versuche da ein Gleichgewicht zu halten, so dass die Hörer in ein nicht zu tiefes Loch gerissen werden. Eingehüllt in einen Teppich dramaturgisch - trauriger Eskapaden. Jugendlicher Bombast. Niederfrequent, obgleich auch Mitten und Höhen nicht außen vor gelassen werden. Weltraum.
Harald G.: Dein eben erwähntes erstes Album mit dem Titel Iktsuarpok erschien, glaube ich, im Jahre 2014. Auf das Thema, wo man Deine Alben downloaden kann, komme ich später noch zu sprechen. Aber hier erst einmal für die Plattensammler unter unseren Lesern: Kann man dieses Album auf physischem Tonträger noch irgendwo erwerben?
Jochen: Richtig Harald, es erschien 2014. Kam in einer Auflage von 300 Stück auf den Markt und war binnen weniger Zeitfasern bei den großen sold out. Dennoch finden sich hie und da weltweit noch ein paar kleinere Händler, welche die LP feilbieten - ich selber bin noch im Besitz einiger Exemplare, wer Interesse an (so wurde es von der Presse umschrieben) Popol Vuh´schen Drones hat…bitte gern!
Harald G.: Aber jetzt zu Deiner neuen Platte mit dem Titel „Cern“ - für die, die unsere Rezension darüber noch nicht gelesen haben: Wann ganau ist das Releasedatum für dieses Vinyl-Album und kann man es heute schon vorbestellen?
Jochen: Erscheinen wird das gute Stück am 02.09.2016 in einer Gesamtauflage von 500 Platten. Wobei 450 als normale Edition, davon 250 transparentes Vinyl und 200 in pechschwarzem Vinyl erscheinen. 50 Stück in einer Special Edition - inklusive toller Extras, ein Poster liegt jeder bei!
Der liebe Dirk von Tonzonen Records, bei denen ich mich sehr gut aufgehoben fühle, zeichnet sich dafür verantwortlich. Bei ihm kann die Platte auch schon vorbestellt werden.
Ich bin auch schon voller Vorfreude, schließlich ist der 2te September nicht irgendein Tag, 1667 wurde damals die Straßenbeleuchtung in Paris eingeführt…wenn das nicht illuminierend ist!
Harald G.: Ich habe mir das Album natürlich schon angehört und stelle fest, dass es sich vom Stil her im Vergleich zu Deinem ersten Album leicht verändert hat. Es ist einiges an Klangmerkmalen hinzugekommen. Erzähle unseren Lesern doch mal, wer bei der Entstehung der Stücke musikalisch noch mitgewirkt hat...
Jochen: Es wäre sicher nur ungarer Cauliflower, hätte ich nicht die Beihilfe vieler lieber Leute die Produktion über gehabt! Herausheben möchte ich dabei ganz herzlich Fräulein Laura, welche mir stets eine liebliche Stimme darbietet! Benötigt jemand ein 60s psychedelisches Gitarrenspiel, so kreuzen sich unbedingt seine Wege mit Andre Rauch - leitet in Leipzig das bekannte Tonstudio „Neue Welt Recordings“…ein Gott in Cord! Nicht mindere Gitarrenarbeit leistet Armo „Kelle“ Weist - eher progressiver Natur, auf dieser Veröffentlichung leider nur an den Masterreglern, wie auch Eroc - Stickswinger von Grobschnitt! Eine Stimme darf dabei nicht verlorengehen, s´ist die des Werwolfes Mike „Quantengod“ Rehm…und was wäre ich ohne die Schmalkaldener Philharmonie?! Komm, ich sags dir…nüschte…
Harald G.: Nun zu dem von mir schon angedeuteten Thema „Download“: Über welche Plattform(en) kann man Deine Alben oder einzelne Tracks digital erwerben?
Jochen: Freunde des digitalen Musikgenusses dürfen sich gern auf https://paekward.bandcamp.com/ umsehen. Da findet man auch das Debut.
Für mich als Vinyltschankie nicht zwangsläufig die Alternative, aber man hört und liest immer wieder von gescheiterten Existenzen, welche auf das physische Medium verzichten…hatte ich schon angedeutet, dass es sich bei dieser um eine schlechte Welt handelt? Aber im Ernst: Einen jeden, der Musik noch fachgerecht konsumiert und diese nicht zur Beliebigkeit verkommen lässt, gehört mein Dank! Musik ist da um gehört zu werden, lass sie zu dem score deines Lebens werden!
Harald G.: Gibt es von Autumn of Pækward auch Videos im Internet?
Jochen: Aber freilich! Das visuelle stützt das akustische! Zu dem Titel „Cupboard“ wird eine spannende Geschichte erzählt. Weltraum. Zu finden über klassische Videosuchfunktionen diverser Webbrowser, oder eingebunden auf der socialmedia Seite Pækwards, oder auf tonzonen.de oder oder oder…
Harald G.: Beschränkst Du Dich auf die Produktion von Alben oder warst bzw. bist Du auch schon mal auf einer Bühne zu sehen?
Jochen: Produktionen nehmen schon einen großen und innig geliebten Teil ein, nichts desto trotz steht in naher Zukunft ein „Programm“. Unterstützt werde ich dabei wieder von Fräulein Laura. Kein herkömmliches Set, vielmehr handelt es sich um die Symbiose aus Musik und Meta.
Es wird ganz explizit auf die Haptik der Musik eingegangen; Flächen und Soundwände umhüllt von feinstem Zartbitterhall, ein Ritual, will sagen, es droned auf Teufel komm raus! Akustik entmannt. Dafür muss man keinen Hochschulabschluß in Nephologie vorweisen, etwas seelengleiches in fleischerner Hülle mag genügen. Vielleicht spielen sogar Seifenblasen und Farben eine Rolle…
Harald G.: Eine Frage, die ich unseren Interview-Gästen immer gerne stelle: Es gibt ja auch Internet-Radiosender für Musik, wie Du sie machst und wie wir sie mögen. Werden schon mal Werke von Dir im Internet-Radio gesendet?
Jochen: Ja, es gibt Plattformen die bisher auch meine Musik spiel(t)en, jedoch hab ich nach zweien aufgehört weiterzuzählen…
Harald G.: Natürlich wirst Du auch demnächst in Sende-Specials unseres plattenkeller-radios zu hören sein. Und wie sehen Deine weiteren Zukunftspläne aus?
Jochen: Zuallererst ist mir dies eine Ehre, eine Freude gar eine Wonne! Ich mag gern Menschen leiden, welche aus innerem Tatendrang was eigenes auf die Beine stellen. Frei von jeglich kommerziellem Interesse, auf die Bedürfnisse von Nischen und Subnischen eingehend!
Persönlich werde ich weiterhin fleissig vielleicht auch manchmal etwas übermotiviert an neuen Klanglichkeiten arbeiten. Der Musik um Pækward bedarf es steter Weiterentwicklung, schlussendlich zielt es auf das perfekte Mürbteigrezept ab!
Weiterhin gibt es einige Baustellen denen ich meinen Mörtel beisteuern darf - „Stan´s extreme Bungee experience“, „Lindbergh“, „Stranz & Fairchild“,…alles Projekte, welche unter anderem mein Herzblut in sich tragen.
Harald G.: Im Namen der Redaktion des Hippieslands und des plattenkeller-radios sowie im Namen aller Leser bedanke ich mich für dieses interessante Interview. Die letzten Worte mögen Dir gehören. Gibt es noch etwas, was Du unserer Leserschaft mit auf den Weg geben möchtest?
Jochen: Hört Musik, lest Bücher, schnuppert an Blumen, vergrabt eure Hände in Sand, trennt Müll, genießt das tirilieren des Pirols, frönt den Kosmos, bildet Banden; denn Banden bildet!
(Bildrechte: Annkika Annakonda)