Lucy In Blue - In Flight --- Vinyl und CD --- Release: 12.04.2019
LUCY IN BLUE - In Flight
Vinyl und CD
Release: 12.04.2019
Was braucht ein gutes Album im Bereich des Progressive Rock, damit es mit durchschlagender Kraft als kleines Meisterwerk anerkannt wird? Die Antwort liegt dem Hörer in Form der sagenhaften Isländer LUCY IN BLUE vor, die mit ihrem Album In Flight durch die Nacht gleiten. Die richtige Mischung macht hier natürlich der eigenwillige Sound des Quartetts aus, der sich viel aus eigenem Stoff, aber auch aus einer Hommage an die alten Helden der 70er Jahre sowie in hübsch produziertem Soundgewand zu gefallen weiß und im April auf dem norwegischen Qualitätslabel Karisma Records veröffentlicht wird.
Diesen Eindruck gewinnt der Hörer auch sofort beim musikalischen Doppelauftakt von ‚Alight Pt. 1‘ und ‚Alight Pt. 2‘, die sich als Hybrid aus Pink Floyd und Opeth gebären, ohne dabei zu kopieren. Doppelstimmige Gesangseinlagen, dominierende Orgel und Synthesizer-Sounds satt, eine schöne Sologitarre und das alles in einem sehr angenehm kurz gehaltenen Längenformat. Der melancholische Sonnenaufgang ‚Respire‘ greift nach der Hand des Zuhörers und nimmt ihn mit in das Land des Mellotrons, so dass man sich vor Gericht des purpurnen Königs wiederfindet. Wunderschöne Soundlandschaften und damit verbunden kleine epische Höhepunkte heben den begeisterten Hörer aus den mentalen Angeln und lassen nicht mehr los. Der hinterhältig begangene ‚Matricide‘ schleicht sich in die psychedelischen Regionen des Gehirns, weiß dort jede Menge Unruhe zu stiften und gleichzeitig das Bewusstsein zu erweitern. Das instrumental-akustische Polarlicht ‚Nüverandi‘ schenkt andächtig eine Pause und befreit durch seine entschleunigende Art aus smoothem Bass, toller Synthesizer-Arbeit und einem charmant gespielten Schlagzeug ungemein. Etwas flotter und vertrackter geht es weiter in ‚Tempest‘ zur Sache, welches sich ein Spiel aus Hektik und Ruhe liefert, Licht und Schatten nah beieinander liegen lässt und im Mittelteil des Songs an den epochalen Schluss von Ash Ra Tempels Schwingungen denken lässt. Zeitlos und bittersüß zugleich streichelt der Titelsong und Meisterstück ‚In Flight‘ die sehnsüchtige Seele und zeigt, dass LUCY IN BLUE hervorragend zu Labelkollegen wie Rhys Marsh passen, die die Melancholie für sich gepachtet zu haben scheinen. Alles was an Effekten knallt, findet hier Platz und offenbart die stilistische Nähe zu Steven Wilson und Pink Floyd. Nach diesem überragenden Flug wird final mit ‚On Ground‘ zur Landung angesetzt und der Vogel sicher auf den Boden gebracht. Begleitet wird dieses Schauspiel von ergreifenden Gitarrenklängen und streichelndem Mellotron.
LUCY IN BLUE bereiten den Musikfans weltweit ein melancholisch-zeitloses Vergnügen, welches niemanden enttäuschen dürfte. Die Isländer sind Musiker auf absolut professionellem Niveau, die nichts dem Zufall überlassen haben und die Songs sauber und mit Bedacht arrangiert haben. Deshalb ist In Flight auch so gut und der Progfan in Zukunft hoffentlich um eine Band reicher.
Þakka þér fyrir!
Daniel Wieland, 21.03.2019
