blau

Hippieslandvertikal9.jpg

1519162_647754325291554_563731861_o.jpg

Das Interview mit Tonzonen Records führte Harald G. aus dem Hippiesland am 24.09.15


  

Harald G.: Diesmal zur Abwechslung keine Band, sondern ein Label & Webshop aus Krefeld, und zwar Tonzonen Records. Obwohl Dirk Raupach, der heute in unserer Interview-Ecke zu Gast ist, nicht nur ein Record Label und einen Shop betreibt, sondern selber auch musikalisch kreativ ist. Aber das wird er Euch selber erzählen. Erst einmal bitte ich Dich, Dich unseren Lesern kurz vorzustellen...

Dirk Raupach: Moin Harald. Besten Dank für Dein Interesse an meinem kleinen Label und dem Drumherum. Das ehrt mich. Ja also… ich bin Dirk Raupach, mittlerweile 45 Jahre jung und führe seit nunmehr drei Jahren ein kleines DIY-Label mit angeschlossenem Webshop. Außerdem bin ich aktiv in einem Bandprojekt namens Sounds Of New Soma. Das Ganze gestalte ich nebenberuflich. Eine Arbeit, die mit viel Idealismus und Spaß an der Sache verbunden ist.

Harald G.: Tonzonen hat sehr viele Künstler unter Vertrag. Sie alle hier aufzuzählen wäre fast unmöglich. Deshalb vielleicht nur mal ein paar mehr oder weniger bekannte…

Dirk Raupach: Da muss ich Dich leider korrigieren. Auf Tonzonen Records sind bislang sechs Alben veröffentlicht worden, und dieses Jahr kommen noch mindestens zwei hinzu. Was im Webshop angeboten wird, ist nicht unbedingt auch auf meinem Label veröffentlicht worden. Vielmehr handelt es sich um viele tolle Alben von ganz verschiedenen Plattenfirmen. Auf Tonzonen selber haben bislang Love Machine aus Düsseldorf, die Krautrocker von Knall aus Köln, die Psychedelic / Progressiv Rock Band Lubianka aus Barcelona, die Spacerocker von The Spacelords und mein eigenes Bandprojekt Sounds Of New Soma Vinyl veröffentlicht. Hinzu kommt noch die Veröffentlichung des Sampler New Way Of Krautrock als CD. Fest stehen des Weiteren die Vinyl Veröffentlichungen von Les Lekin aus Salzburg im Oktober, und die allseits bekannte Psych-Band Vibravoid veröffentlicht im Dezember eine Doppel-Live-LP bei Tonzonen.

Harald G.: Du machst das alles ganz alleine, oder hast Du auch Mitarbeiter oder Helfer an Bord?

Dirk Raupach: Janein. Quasi 99% der kompletten Label & Webshoparbeit gestalte ich alleine. Jeden Tag gibt es eine Menge zu tun. Allerdings habe ich im Hintergrund gute Freunde, die jederzeit bereit sind, ihren Teil an Hilfe zu leisten, wenn ich sie darum bitte. Zum einen meinen Bandkollegen Alex Djelassi, dann meinen fast-Geschäftspartner Sascha Nissen aus Belgien und auch ein anderer guter Kumpel, Christian Trampnau, seines Zeichens Vinyl-Freak, ist immer fleißig dabei Flyer zu verteilen und Werbung zu machen. Danke Jungs!

Harald G.: Jedenfalls ist das doch eine sehr zeitausfüllende Arbeit, wenn man sich mal so überlegt, was es da alles zu bedenken gibt. Und in Deinem Shop gibt es sowohl CD’s als auch Vinyl-Platten, wie ich gesehen habe?

Dirk Raupach: Sicher, die Arbeit als Label und mit dem Webshop ist sehr zeitaufwendig. Album-Produktionen müssen betreut werden, und neue Ware für den Shop muss gekauft bzw. gelistet werden. Bestellungen werden bearbeitet und verpackt. Das alles bringe ich irgendwie im Einklang mit Beruf, Familie und Freunde. In den drei Jahren seit Bestehen von Tonzonen ist die Entwicklung steil voran gekommen. Das macht sehr viel Freude. Wenn es möglich wäre, von der Label- und von der Webshop Arbeit zu leben, wäre das natürlich fantastisch. Aber das ist mit einem derart kleinen Indie-Label fast nicht machbar. Noch besser wäre ein eigener kleiner Plattenladen inklusive Label. Allerdings ist das Risiko heutzutage viel zu groß. Gerade die jungen Leute konsumieren Musik hauptsächlich nur noch über Streaming-Dienste. Leider.
Ich habe mich mit dem Webshop auf Vinyl spezialisiert. Die restlichen CD’s im Shop werden zum Vorzugspreis angeboten. Es hatte sich mit der Zeit herausgestellt, dass meine Kunden überwiegend LP’s kaufen, und auch privat bin ich fast gänzlich weg von der CD. Das Produkt CD ist am aussterben, und die Verkäufe werden in den nächsten Jahren weiter stark sinken. Vinyl hingehen ist ein lebendiges, tolles Produkt. Es wird auch in den kommenden Jahren ein Nischendasein führen, aber ich glaube mit weiter steigenden Absatzzahlen. Immer mehr Musikliebhaber finden wieder den Weg zum Vinyl. Der bessere Klang, die Haptik und das Ritual des Plattenauflegens, das Gesamterlebnis trägt dazu bei, Musik in einem anderen Rahmen zu geniessen. Darum geht es vor allem bei Vinyl, um den Genuss.

Harald G.: Aber wichtig für unsere Leser wäre es zu wissen, wo sie die Tonträger kaufen können. Deshalb verrate uns doch mal den Link zu Deiner Homepage…

Rirk Raupach: Gerne. Der Webshop ist unter www.tonzonen-shop.de erreichbar.

Harald G.: Und da ein Grossteil der Leser auch in sozialen Netzwerken unterwegs sind, verrate uns doch auch, wo man dort etwas über Tonzonen Records nachlesen kann...

Rirk Raupach: Selbstverständlich ist Tonzonen auf Facebook vertreten. Ich freue mich über jeden Like. Dort poste ich auch regelmäßig neue Alben, die es im Webshop gibt und auch sonstige Label-News. Und auf der eigentlichen Labelseite www.tonzonen.de steht auch alles Wissenswerte.

Harald G.: Ich könnte mir gut vorstellen, dass Du auch auf Festivals präsent bist, wo die Besucher an einem Stand etwas aus Deinem Sortiment kaufen können?

Rirk Raupach: Dieses Jahr habe ich es leider nur zum Psychedelic Space Rock Festival in Salzkotten geschafft. Das ist ein kleines, feines Eintage-Festival. Im nächsten Jahr wird es von Tonzonen Records präsentiert. Dann spielen Mirror, Space Debris, Aphodyl und Headliner Vibravoid in Salzkotten.
Ansosnten wäre ich schon sehr gerne etwas präsenter bei Festivals mit einem Stand. Zumeist scheitert es aber an meinem Hauptberuf, ich bin im Schichtdienst tätig, auch an den Wochenenden. Es ist immer ein schwieriges Unterfangen, ein passendes Festival und ein freies Wochenende zu finden. Was mich im Moment besonders reizt, ist endlich mal wieder das Burg Herzberg Festival zu besuchen oder auch sehr gerne zum Freak Valley bzw. Finkenbach Festival zu fahren. Mal schauen.

Harald G.: Jede Band bzw. jeder Künstler kann sich bei Tonzonen bewerben, obwohl das Wort „jeder“ nicht ganz richtig ist, denn Du möchtest Dich schon bevorzugt um Künstler bestimmter Genres kümmern. Welche wären das?  

Rirk Raupach: Tonzonen ist als Webshop und auch als Label hauptsächlich in den Genres Psychedelic, Spacerock, Krautrock, Stoner unterwegs. Aber durchaus mag ich auch Sachen aus dem Bereich Avantgarde und Drone / Doom. Mir müssen die Tracks, der Sound gefallen, dann ist das Genre eigentlich schnuppe.

Harald G.: Und was benötigst Du an Info-Material von den Künstlern, die Interesse daran haben, ihre Werke über Tonzonen Records zu veröffentlichen?

Rirk Raupach: Bitte aussagekräftiges Demomaterial. Eine ansatzweise gute Produktion ist wünschenswert. Natürlich möchte ich wissen, wer hinter der Musik steckt. Namen, Gesichter und so weiter. Und dann ab damit. Allerdings bin ich bis Mitte 2016 mit Produktionen ausgefüllt. Aber das sollte niemanden abschrecken.

Harald G.: Und Du sagtest eingangs bereits, dass Du im Shop nicht nur eigene Veröffentlichungen anbietest, sondern auch ausgewählte Musik von anderen Labels...

Rirk Raupach: Genau. Wie schon erzählt, biete ich im Webshop viele verschiedene Bands von ganz unterschiedlichen Labels an. Alles Vinyl, vielfach sind es streng limitierte Ausgaben. Eines haben die Veröffentlichungen zumeist gemeinsam, es handelt sich um Underground-Bands. Nur ab und an nehme ich bekannte Bands mit ins Programm.

Harald G.: Und wie eingangs ebenfalls schon angedeutet, hast Du auch selber schon ein Klangprojekt gestartet, und zwar mit jemanden zusammen. Wie Ihr Euch nennt, hast Du ja schon verraten, aber wie würdet Ihr diese Musikrichtung beschreiben?

Rirk Raupach: Klangprojekt ist gut formuliert. Genau so ist es entstanden und hat sich aber nun sehr wohl immens weiterentwickelt. Sounds Of New Soma nennt sich die Band von Alex Djelassi und mir. Alex hat sich dabei zum kreativen Hauptakteur entwickelt, ich bin das abschließende i-Tüpfelchen, der hin und wieder die passend prägnante Zutat zum Song beimischt. Eine genaue Musikrichtung ist schwer zu definieren. Wir sind definitiv beeinflusst von Krautrockern wie Popol Vuh und Tangerine Dream. Aber unser ureigener Spacerock-Instinkt und Hang zum Weirdo gibt dem Sound eine völlig eigene Substanz. Ambient mischt Kraut mischt Space mischt Psychedelic und ergibt SONS.
Von unserem ersten Album >Beyond The Acid Dream< gibt es noch ein paar Exemplare. Es ist auf Vinyl in einer Auflage von 300 Stück erschienen. Ausserdem als Download via Bandcamp. Dort haben wir auch eine EP namens >Gandhis Labyrinth< und eine Split-LP mit Backnee Horns aus Israel veröffentlicht. Im Februar 2016 soll unser neues Album >Moebius Tunnel< auf Vinyl erscheinen. Die Tracks sind soweit fertig, für das Mastering zeichnet sich wieder Eroc (Grobschnitt) verantwortlich. Derzeit arbeitet ein szenenbekannter amerikanischer Künstler am Artwork des Albums. Ich denke, in Kürze werden wir es präsentieren können.

Harald G.: Was machst Du sonst noch so an weiteren Aktivitäten in der Szene, und wie sehen Deine Zukunftspläne aus?

Rirk Raupach: Puh…das ist schon einiges, oder? Hehe… ja, es ist schön und macht Laune. Ich habe eine zeitlang ein paar Konzerte organisiert. Doch ist mir der Aufwand etwas zu groß geworden. Ausserdem habe ich bereits des Öfteren mit dem Alex als DJ gearbeitet. Zumeist vor bzw. nach einem Konzert in der Krefelder Kulturrampe. Aber das ist eher hobbymäßig zu sehen. Vielleicht machen wir das im kommenden Jahr nochmal.

Harald G.: Ich danke Dir für dieses Interview, und ich hoffe, dass wir dadurch einige Leser auf Tonzonen Records neugierig gemacht haben. Dirk, die letzten Worte sollen Dir gehören. Gibt es noch etwas, was Du unserer Leserschaft mitteilen möchtest?

Rirk Raupach: Danke! Super nett, dass Du dir Zeit genommen hast und für Dein Interesse. Ich hoffe, ich kann meine Kunden auch weiterhin mit höchst interessanter Musik erfreuen. Denn auch ich bin im Grunde nichts anderes als Fan. Bis dahin…