Das Interview mit Aeon Temple führte Harald G. aus dem Hippiesland am 06.04.17
Harald G.: Heute haben wir Aeon Temple in unserer Interview-Ecke zu Gast, eine Heavy Psychedelic Stoner Band aus dem Ruhrgebiet. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, unseren Lesern etwas über Euch zu berichten. Fangen wir doch am besten gleich mit einer kurzen Vorstellungsrunde an - wie Ihr heißt, wo Ihr wohnt und was Ihr sonst noch so außer Musik macht...
Claus: An der Leadgitarre haben wir Markus (Kwalle), am Bass den Filzi, Robert (Ruhrbert) an den Drums, und ich bin die Sängerin und Gitarristin Claus.
Robert: Wir wohnen alle im Dunstkreis von Essen.
Claus: Dunst ist gut. Kreise sind gut. Essen ist gut.
Filzi: Die eine Hälfte studiert, die andere Hälfte sehnt sich das Studentenleben zurück.
Harald G.: Man kann Euch als eine Newcomer-Band bezeichnen, denn ich glaube, Ihr seid erst seit wenigen Jahren aktiv. Wie kam es dazu - oder besser gefragt: Wie habt Ihr zueinander gefunden und wann war das?
Claus: Oh Gott. *Denkpause* Einst zog eine kleine Claus heraus in das schöne Bochum...
Filzi: Warum stell ich mir bei kleinen Leuten immer vor, dass sie Zipfelmützen tragen?
Robert: Ich bau dann mal ein‘... äh Bier.
Filzi: BOCHUM! ICH KOMM AUS DIR!
Robert: Aus DICH!
Filzi: AAAH, GLÜCK AUF!
Claus: Damals, nachdem ich frisch ins Ruhrgebiet gezogen war und es mit dem Band-Leben eigentlich an den Nagel gehängt hatte, dachte ich mir nach kurzer Zeit - NE! Ich muss Musik machen. Und dann hab ich die Chance genutzt, in ner neuen Stadt, auf neuem Terrain, wo alles auf Null resettet war: Jetzt oder nie! Daraufhin habe ich Anfang 2013 den ganzen Pott mit meinen Anzeigen zugepflastert. Es haben sich unglaublich viele Musiker gemeldet. Der Erstkontakt verlief via E-Mail. Nach kurzem hin und her schreiben haben sich direkt ein paar Leute herauskristallisiert. Es war mir wichtig, dass es sowohl musikalisch als auch freundschaftlich passt. Es sollte nicht einfach nur eine Band, sondern eine Family werden. Nach einigen Beschnüffelungstreffen und einem „Blind Jam“ waren Filzi und Kwalle direkt im Boot. Eines Abends hat Kwalle dann noch den Robert mit angeschleppt, der eine gute Flasche Wodka im Rucksack hatte. Der Abend nahm seinen Lauf…
Robert: Joa, ich...
Claus: ...ja, du hast mich zum Kotzen gebracht! - Wir haben uns dann mit ihm auf einen Jam getroffen. Passte. Auch, wenn anfangs etwas Überzeugungsarbeit nötig war.
Robert: Ich musste mir erstmal überlegen, möchte das (und die!) als wesentliches Ding in meinem Leben? So einigermaßen ernsthaft mit Leuten Musik machen?
Filzi: Dat sind halt wieder ein paar Stunden weniger, die man zuhause sitzen und [äh Bier trinken] kann.
Robert: Kurzum habe ich gemerkt: Wir harmonieren, wenn auch sehr merkwürdig, das Musizieren funktioniert ganz magisch und die Arbeit lohnt sich. Dazu ist es ein super Ausgleich zum Berufsleben.
Harald G.: Was unsere Leser natürlich immer besonders interessiert: Wer von Euch spielt welche Instrumente und mit welchem technischen Equipment arbeitet Ihr im Proberaum und auf der Bühne?
Robert: Die Teller sind Zildjian K‘s, dazu eine fette Ludwig Supralite Snare, Tama Superstar Hyperdrive Kessel und eine Iron Cobra 900er.
Filzi: Mein Hauptinstrument ist 'n 5-Saiter von Ibanez (EDB 555). Nicht das rockigste Instrument, dafür geht's dann durch den Philosopher von Pigtronix und 'n Deluxe Bass Big Muff Pi, bevor es aus 'ner Orange/Marshall Kombination rausgeht. Mit 500 Watt drückt das dann schon. Hab auch 'n WAH, das ich selten nutze. Lieber spiel' ich Kastagnetten...
Claus: Sennheiser e935 Mikrofon, Epiphone Les Paul, Squier Affinity Stratocaster HSS, Orange TH30 Top, Orange 2 x 12 Box (closed), Electro Harmonix Bigmuff Pi und ein Roto von Hotone.
Markus: Ich spiel 'ne Ibanez S520 Ex (mit gesplitteten DiMarzio 151 und 222er) oder Epiphone SG440 (mit Gibson PAFs) in Boss TU3 -> Dunlop Crybaby from Hell -> MXR Carbon Copy (geiles Teil von vorn bis hinten). Dann durch 'nen Mesa Boogie Mark IV von ‘91 (wen's interessiert: 5881 in Class A, 6L6 Class B); im FX-Loop hängt ein Octobus mit den Effekten der Woche. Das sind meist 1980er Boss Choruse, Reverbs und Delays, manchmal auch der Bad Monkey als Boost. Im Live-Rig ist der nur als Notfall-Amp-Ersatz mit drin. Immer dabei ist ein Ditto X2 Looper, der vor allem bei unseren neuen Songs und im Proberaum zum Einsatz kommt.
Harald G.: Hattet Ihr von Beginn an in dieser 4er-Besetzung gespielt?
Filzi: NEIN! Wir hatten noch den Clemens.
Claus: Clemens. Clementinchen.
Robert: Wir hatten den Clemens, der sich leider dem Studium und Berufseinstieg...
Filzi: ...der sich GEGEN das Leben und FÜR die Ehe entschieden hat!
Robert: Das haben wir doch auch geschafft nebenbei!
Claus: Was, 'ne Ehe?
Filzi: Der hat Blues-Gitarre gespielt, 1 - 2 Songs mitgeschrieben. Naja... 3 - 4 oder eher 5 - 6. Er hat die Sologitarre gespielt. Clemens hat uns mit viel Spontanität im Gitarrenspiel ergänzt. Musik ist bei mir halt viel Denken. Denken, passt der Ton? Ist das geil? Aber zwischendurch ist dann Jazz, dann passt jeder Ton!
Harald G.: Wie würdet Ihr vom Genre her Eure Musik bezeichnen? Heavy, Psychedelic, Stoner, das sind Begriffe, von denen ich in meinen Eingangsworten Gebrauch gemacht habe. Würde das in etwa zutreffen?
Robert: Rock… Metal… bei uns sind die Grenzen eher fließend, auch weil unsere Songs unterschiedlichsten Konzepten folgen.
Claus: Ich bin mir selber auch etwas uneinig, was wir für Musik machen.
Filzi: Rock außerhalb des Mainstream. Ich denke, es ist eher nichts, was man heutzutage noch handelsüblich als Metal bezeichnen würde.
*Eine lange Diskussion entfacht*
Claus: Tatsächlich, wir kriegen das selber nicht so ganz auf die Kette.
Filzi: Wir wollen uns nicht festlegen.
Claus: Manchmal sagen wir deswegen einfach Temple-Rock. Aber Heavy, Psychedelic, Stoner passt schon als grobe Orientierung.
Harald G.: Ihr habt im vergangenen Jahr Eure erste aus 4 Tracks bestehende EP veröffentlicht, und natürlich möchten unsere Leser auch wissen, wo man sie kaufen kann - auf physischem Tonträger oder auch im digitalen Download...
Aeon Temple: Die Scheibe kann man entweder auf unseren Konzerten oder online via https://sweeplandrecords.bandcamp.com/album/aeon-temple-selftitled erwerben.
Harald G.: Wo kann man sich sonst noch im Internet etwas von Euch anhören, sich evtl. Videos anschauen und etwas über Euch nachlesen? Bestimmt habt Ihr auch eine eigene Homepage?
Aeon Temple: Klardoch, am aktivsten sind wir auf facebook.com/aeontemple. Aber auch unsere Website www.aeontemple.de, sowie unser Twitter-Account @aeontemple erfahren regelmäßige Updates. Ein paar Videos von uns gibt es bei YouTube zu sehen!
Harald G.: Auf der Bühne wart Ihr schon mehrmals zu sehen, und so wird es auch in Zukunft sein. Welches waren Eure bisherigen Auftritte, und was könnt Ihr uns darüber berichten?
Claus: Unser erstes Konzert war witzig. Überall waren große plüschige Schwänze! Es war eine Mottoveranstaltung, und die Gäste waren ziemlich flauschig.
Filzi: Kurz vor dem ersten Konzert war der Clemens abgesprungen... Da mussten wir die Band erstmal noch neu strukturieren.
Claus: Es war ein Krampf, ein neues fünftes Mitglied zu finden. Weil wir schon eine Entity waren - eine Einheit. Ein Fleisch!
Robert: Quasi voll 1 Fleish vom Zusammenwirkungen her.
Filzi: Könnt ihr mal aufhören über Fleisch zu reden? Ich krieg Hunger auf Steak.
Robert: Nach so mancher Dramaqueen und trotz talentierten Bewerben konnten wir irgendwie niemanden finden... und wollten es dann auch zunehmend nicht mehr.
Filzi: Deshalb haben wir die untalentierte Claus genommen.
Claus: Ja, da musste sich die Claus trauen. Ich wollte eigentlich immer schon singen UND Gitarre spielen, auch um mehr beim Songwriting involviert zu sein, aber habe mich nicht getraut. Zwischen den Gesangsparts war mir immer etwas langweilig. Und die Gesangspausen sind lang!
Claus: Hmm, etwas vom Thema abgekommen.. die geilsten Gigs? Unsere Tempelmesse mit Wucan zum EP-Release, sowie ein Auftritt im Panic Room, das war schon ne Bank. Bei den beiden Gigs konnte ich einfach am meisten abschalten, und einfach nur noch... wie nennt man das? Fühlen! Da war man eins mit dem Raum, seinem Instrument und der Crowd. Da hat man sich keine Gedanken gemacht, ob man gerade perfekt genug spielt. Es ist passiert. Es war wie guter Sex. Vor allem die Angebote danach... haha. Die eine hat einfach angefangen mir die Zunge in den Hals zu stecken. Ich dachte mir, ich muss abbauen, was geht! Ob wir noch die Kondome auf den Klos erwähnen sollten? Der EP-Release hatte definitiv einen sehr speziellen Vibe.
Harald G.: In unserem Partnersender plattenkeller-radio werden Eure Werke ab sofort in verschiedenen Sendungen zu hören sein. Gibt es darüber hinaus noch andere Internet-Radios, in denen Eure Musik gespielt wird?
Aeon Temple: Unsere Musik wird immer wieder mal von Webradios gespielt, die uns z.B. in sozialen Netzen oder auf Bandcamp finden.
Harald G.: Und wie sehen Eure weiteren Zukunftspläne aus, besonders auch in Bezug auf Album-Neuerscheinungen? Denn ich hoffe mal, wir werden wohl noch öfter etwas von Euch zu hören bekommen...
Claus: Sicher! Mmh... jeder weiss, gut Ding muss... gedeihen, mit Weile.
Robert: Für die Finnland-Tour 2018 peilen wir an, unser erstes Album eingetütet zu haben. Ansonsten schrauben wir gerade an wunderbaren neuen Songs für die Touren dieses Jahr (siehe Facebook). Ich freue mich schon darauf, sie live zu spielen. Energiegeladen, ein wenig konfus und sehr sehr schön.
Harald G.: Ich bedanke mich im Namen unserer Leser und im Namen der Redaktion für dieses interessante Gespräch. Bestimmt sieht man sich mal bei einem Eurer Auftritte. Bevor ich die Interview-Runde auflöse, habt Ihr jetzt noch die Gelegenheit, unseren Lesern etwas mitzuteilen oder ihnen ein paar Worte mit auf den Weg zu geben...
Robert: Kommt zu unseren Konzerten! Wir lieben Euch auch!
Claus: Temple Jam! Wir planen ein Open-Air-Festival in Mülheim am 02.09.2017. Lasst euch das nicht entgehen. Der letzte Temple Jam war wie eine Reise in eine andere Welt. Wir denken gerne daran zurück. Ansonsten möchten wir uns bei Euch für das Interesse und das Interview bedanken und allen Tempelbrüderinnen einen verdienten Gruß aussenden!
Filzi: Ich schwanke gerade zwischen Jazz, Jazz, Jazz und f****n!