Das Interview mit The Weight führte Harald Gramberg am 10.04.2018
Harald G.: Es ist erfreulich, dass es auch in der heutigen Zeit noch Bands gibt, die den Spirit der späten 60er und der 70er Jahre verfolgen und uns immer wieder mit qualitativ hochwertiger Musik überraschen, die an die Pionierzeiten des Psychedelic Rock erinnert. Eine davon ist The Weight, und ich freue mich sehr, sie heute in unserer Interview-Ecke begrüßen zu dürfen. Vielleicht fangen wir einfach mal damit an, indem Ihr uns eine kurze Vorstellungsrunde gebt - wie Ihr heißt und woher Ihr kommt…
The Weight: Wir sind Mose am Bass, Tobi am Gesang sowie an den Keys, Andi am Schlagzeug und Michi an der Gitarre. Unsere Schaltzentrale und Wahlheimat ist Wien, wobei wir ursprünglich vom äußersten Osten und Westen Österreichs kommen. In diesem Sinne verkörpern wir kulinarisch gesehen die österreichische Wein-Käse Achse. Burgenland und Vorarlberg halten so das Land am laufen.
Harald G.: Wann habt Ihr Euch gegründet und wie habt Ihr zueinander gefunden?
The Weight: Wir kennen uns untereinander eigentlich schon länger, als es die Band gibt. Das erste Mal, dass wir alle vier zusammen im Proberaum gestanden sind, war aber im Winter 2013. Kurz darauf gab es dann die ersten fertigen Songs, die wir so schnell wie möglich aufnehmen wollten, weil wir wussten, dass Mose nach Kalifornien zur NASA gehen würde. Interessant war, wie Andi unseren Gitarristen Michi gefunden hat. Nämlich über einen Arbeitskollegen. Nur hat Michi den mysteriösen Anrufer am anderen Ende der Leitung zuerst nicht recht verstanden. Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Teilen Österreichs und dementsprechend sind unsere Dialekte nur eingeschränkt kompatibel. Mittlerweile klappt aber auch das...
Harald G.: Wie kamt Ihr auf den Namen The Weight? Ad hoc fällt mir dazu der gleichnamige Song von „The Band“ ein, eine Gruppe, die einige von uns noch von dem legendären Woodstock Festival her kennen und deren Melodie uns aus dem Kultfilm Easy Rider immer noch in guter Erinnerung ist. Ist das gewollt oder ist das einfach nur Zufall?
The Weight: Das kann natürlich nur Zufall sein... Aber The Band waren natürlich eine wirklich erstklassige Truppe, was auch für Legionen anderer Musiker dieser Zeit gilt. Ich weiß nicht, was damals aus den Wasserflaschen dieser Welt getrunken wurde - aber der Kreativität hat es ganz offensichtlich einen enormen Push gegeben. Was uns als Band fasziniert, ist die gewaltige Bandbreite an unterschiedlichsten Stilen, Einflüssen, Konzepten und Ideen, die damals in die Rockmusik eingeflossen sind. Wir denken, darin liegt im Vergleich zu heute auch der große musikalische Vorsprung dieser Zeit begraben. Heute versteifen wir uns in der Rockmusik zu oft auf etablierte Rezepte. Wir aber möchten die ausgetretenen Pfade mit unserer Musik wieder verlassen, um damit die Möglichkeiten der Kreativität wieder voll ausschöpfen zu können. Rollenbilder und Klischees sind uns dabei herzlich egal.
Harald G.: Ich habe in meinen Anfangsworten den Genre-Begriff Psychedelic Rock erwähnt. Liege ich damit richtig, oder wie würdet Ihr Eure Musik selbst zutreffend bezeichnen?
The Weight: Psychedelic Rock ist natürlich schön und gut - eine große Inspirationsquelle für uns. Aber eben solchem Genredenken möchten wir uns entgegenstellen. Auffallend viele Menschen verbinden mit unserer Musik ganz unterschiedliche Stile und Bands. Das ist wohl so, weil wir - du und ich - alle immer bei dem anknüpfen, was uns nahe liegt und vertraut ist. Wir selbst bezeichnen unsere Musik als „Heavy Rhythm and Roll“. Das kann natürlich sehr viel sein und jeder darf sich dazu eingeladen fühlen, eine eigene Definition zu finden.
Harald G.: Für unsere fachkundigen Leser ist es natürlich interessant, wer von Euch welche Instrumente spielt und mit welchem Equipment Ihr arbeitet…
The Weight: Andi spielt ein Keystone Set von Ludwig mit einer Supraphonic Snare. Die Becken kommen von Paiste (Big Beat bzw. 2000er Serie). Mose spielt live einen Fender Precision American Standard mit Custom Shop Pickups über Orange AD200B Vollröhre mit 4x10er Box OBC410. Michi steht live mit seiner 57er Les Paul Junior und einer neuen Fender Telecaster American Original bereit und fährt diese über zwei Orange OR50 mit einer 4x12er bzw. einer 2x12 Box, beide ebenfalls von Orange. Ich selbst, Tobi, bespiele eine 66er Farfisa Comact Deluxe über einen Echolette Me II Verstärker. Für die Piano Sounds benutze ich ein Korg SV1. Wie Du siehst, sind wir keine reine Vintage Band. Wir versuchen die Vorteile von Alt und Neu miteinander zu verbinden.
Harald G.: Ich gehe mal davon aus, dass Ihr sehr viel Live unterwegs seid. Welches waren Eure bisher nennenswertesten Auftritte?
The Weight: Da ließen sich jetzt natürlich sämtliche Supportshows mit großen Acts wie Foreigner, Bastille, Rival Sons, Uriah Heep, Radio Moscow, Ten Years After usw. anführen. Doch ob dir ein Gig in Erinnerung bleibt, hängt weniger von der Größe, als vielmehr vom Zufall ab. Wir haben auch vor 15 Leuten unvergessliche Konzerte gegeben. Denn am Ende braucht es für ein Konzert nur drei Dinge: Musiker, ein Publikum und die passende Location. Alles andere ist nur bürokratischer und organisatorischer Überbau. Für den Erfolg einer Band unverzichtbar, aber für die Magie und das Gelingen eines Abends unwesentlich. Wichtig ist immer nur die Frage, ob es zwischen Publikum und Band funkt oder nicht. So gesehen ist es wie eine erste Liebesnacht. Jedenfalls immer ein Abenteuer.
Harald G.: Natürlich kann man Eure Werke auf physischem Tonträger und auch im Digital-Download erwerben. Nennt unseren Lesern doch einfach mal die Bezugsquellen, und sicherlich habt Ihr auch eine eigene Homepage, auf der sie alles über Euch erfahren können…
The Weight: Danke für die Werbeeinschaltung! Abgesehen von den üblichen Verdächtigen wie Amazon und Co. gibt es unsere Musik auch im Fachhandel und über unseren bandeigenen Labelshop heavyrhythmandroll.com
Harald G.: Gibt es besondere Auszeichnungen, die Ihr für Eure Musik erhalten habt?
The Weight: Besonders gefreut hat uns die diesjährige Nominierung für den Amadeus Award. Es ist schön zu sehen, wenn sich die Arbeit auch im eigenen Land positiv niederschlägt, obwohl wir bewusst bei keinem der großen Labels unter Vertrag stehen.
Abgesehen davon waren wir von den Reaktionen der Fachpresse auf unser neues Album beeindruckt. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten und da verwundert es doch sehr, dass wir fast ausschließlich positive und wohlmeinende Rezensionen erhalten haben. Das war eine wichtige Bestätigung, unseren manchmal beschwerlichen Weg entschlossen weiterzugehen.
Erfolgreich war auch die visuelle Interpretation unserer Single Trouble. Mit dem Video, das in kreativer Zusammenarbeit mit unserem Manager Jürgen und dem Künstlerkollektiv „Die Atzgerei“ entstanden ist, schafften wir es in die Auswahl ganz unterschiedlicher Filmfestivals, zuletzt in die Kurzfilmauswahl für Toronto. Mal sehen, was da noch kommt.
Harald G.: Wo im Internet kann man sich sonst noch Musik von Euch anhören, sich Videos anschauen und etwas über Euch nachlesen?
The Weight: Wir sind eigentlich auf fast allen wichtigen Kanälen wie Spotify, YouTube, Instagram etc. vertreten. Wer uns sucht, findet uns auch ;-)
Harald G.: Radiosendungen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, und ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr schon öfter im Internet-Radio oder auch im Rundfunk zu hören wart. Könnt Ihr uns etwas zu diesem Thema sagen?
The Weight: Eine interessante Frage... Klassische Formatradioband sind wir natürlich keine und wie in vielen anderen Bereichen sind wir hier auf den Mut und die Mithilfe weitblickender Radiomoderatoren angewiesen. Auch hier zeigt sich, wie sehr wir uns in der Musikbranche selbst im Genre- und Formatdenken einkaserniert haben. Aber ich verspreche Dir: Am Ende überzeugen wir immer (fast) alle. Frei nach Kant: Wir finden den Ausgang aus unserer selbstverschuldeten musikalischen Unmündigkeit. Das ist Aufklärung in der Musikwelt von heute.
Harald G.: Wie sehen Eure weiteren Zukunftspläne aus, z.B. auch in Bezug auf Neuveröffentlichungen?
The Weight: Momentan arbeiten wir an einem neuen Video. Auch ein Live-Album wird früher oder später kommen. Und von all dem abgesehen schreiben wir fleißig neue Songs für die nächste Scheibe. Es gibt immer was zu tun.
Harald G.: Im Namen der Redaktion und im Namen unserer Leserschaft bedanke ich mich recht herzlich für dieses interessante und aufschlussreiche Gespräch. Wie an dieser Stelle üblich, mögen die Schlussworte Euch gehören. Gibt es etwas, was Ihr uns mit auf den Weg geben möchtet? Ich wünsche Euch jedenfalls weiterhin sehr viel Erfolg, und bestimmt sieht man sich mal auf dem einen oder anderen Event.
The Weight: Wir bedanken uns recht herzlich. Liebe Grüße auch an Eure Leser. Rock on!